Rechtschreiben und Untersuchungen zum Aufbau der Sprache sind Hilfen für das Schreiben. Sie werden deshalb in unserer Schule miteinander verbunden.
Der Erwerb der Rechtschreibung ist ein Annäherungsprozess, ein eigenaktiver, kognitiver Produktionsprozess. Fehler sind dabei Stationen auf dem Weg zum Können. Sie geben aktuelle Hinweise auf das, was ein Kind noch nicht kann, also noch lernen soll.
Damit die Kinder bis zum Ende des 4. Schuljahres die Kompetenzerwartungen für ein Weiterlernen in der Sekundarstufe erworben haben, werden im Laufe der Grundschulzeit an Hand des Grundwortschatzes bestehend aus 533 Wörtern folgende Fähigkeiten eingeübt:
1. verständlich schreiben
2. richtig abschreiben
3. selbständig mit Lernwörtern üben
4. Wörter nachschlagen
5. Wörter kontrollieren und korrigieren
6. mit Regelungen umgehen.
Kinder müssen folgende Strategien und Arbeitsweisen erlernen, die zur Rechtschreibsicherheit und einem orthografischen Problembewusstsein beitragen.
– Wörter auf der Lautebene durchgliedern (alphabetische Strategie)
– Sicherheit im Grundwortschatz
– Regelungen zur Großschreibung von Nomen und Satzanfängen
– Strategien bei unbekannten Schreibungen (Silbenbögen, Ausprobieren von
Alternativen, Verlängern, Ableiten, Wortverwandtschaften)
– Nutzung von Hilfsmitteln (Wörterlisten, Wörterbuch, Computer)
– Arbeitstechniken zum Üben persönlich schwieriger Wörter
Leistungsstand und Leistungsfortschritte der Kinder sind in folgenden Standardsituationen beobachtbar:
– beim Schreiben eigener Texte
– beim selbständigen Üben mit Hilfe erworbener Übungsstrategien und Übungsformen
– beim Untersuchen und Ordnen von orthografischen Besonderheiten
– bei Selbst- und Partnerkontrolle
– in Schreibkonferenzen
– bei computergestützten Übungen
Zur Überprüfung von Lernfortschritten werden regelmäßig Lernzielmessungen durchgeführt.
Der Erwerb der Kompetenzen wird durch folgende Schreib-Elemente festgestellt:
Abschreiben,
Nachschlagen im Wörterbuch,
Umformungen,
Ableitungen,
Lückentexte,
Diktatformen,
Korrekturtexte.
Schüler mit Schwierigkeiten im Lesen und Rechtschreiben sowie Kinder mit Migrationshintergrund erhalten einen speziellen sprachlichen Förderunterricht. Über die Teilnahme ihrer Kinder werden die Eltern informiert.
Im Einzelnen liegt unserem pädagogischen Konzept folgender Sachstand zugrunde:
- Grundlegend für unsere Rechtschreibung und damit auch für den Rechtschreibunterricht in unserer Schule sind v.a. vier Prinzipien

- Fehler sind demzufolge zwangsläufige Annährungsprozesse an die
Rechtschreibung und geben Hinweise auf den Grad der Aneignung und die
Beherrschung der Rechtschreibstrategien. Wichtig ist dabei die Rückmeldung zu ausgewählten Fehlern, da diese die Kinder in ihrer individuellen Rechtschreib-Entwicklung unterstützt.
- Der individuelle Lernstand der Rechtschreibentwicklung wird durch standardisierte Diagnoseverfahren ermittelt.
Daraus folgt für unseren Unterricht im Rechtschreiben:
- Unser Rechtschreibunterricht richtet sich am Lernstand der Kinder aus.
- Besondere Bedeutung messen wir dabei der Förderung der Entwicklung der alphabetischen Strategie im Anfangsunterricht zu.
- Die Kinder sollen eine Haltung entwickeln, die weder Angst vor Fehlern, noch eine Gleichgültigkeit hinsichtlich falscher Schreibungen beinhaltet
- Wir orientieren uns an den folgenden drei Bausteinen:
- Wörter sichern durch sinnvolles Üben
- Richtig schreiben beim Textschreiben lernen
- Rechtschreibphänomenen auf den Grund gehen
- Diese Bausteine stellen regelmäßige, kontinuierliche und ineinander verzahnte Elemente des Rechtschreibunterrichts.

- Grundlage vieler Übungen stellt der Grundwortschatz NRW dar.
Zur Diagnose der individuellen Rechtschreibleistung werden zwei standardisierte Diagnoseverfahren angewendet: Die Hamburger Schreibprobe (HSP) und Diagnosediktate. Zusätzlich setzen wir im ersten Schuljahr zweimal pro Jahr einen Bild-Wort-Test ein, um bereits erste Fortschritte zu dokumentieren.
Die Hamburger Schreibprobe (HSP) ist ein Verfahren zur Erhebung und Dokumentation des Lernstands und der Lernentwicklung der Schüler im Bereich Rechtschreiben. Am Ergebnis kann die Rechtschreibfähigkeit der Kinder in den grundlegenden Rechtschreibstrategien abgelesen werden. Damit stellt die HSP auch ein geeignetes Instrument zur Bestimmung des Förderbedarfs im Rechtschreiben dar.
Für die Grundschuljahre liegen verschiedene Testversionen für die Zeit von Mitte Klasse 1 bis Ende Klasse 4 vor.
Wir führen die HSP mit allen Schülern regelmäßig einmal pro Jahr (im Januar; Klasse 1 im Februar) durch, um eine kontinuierliche Beobachtung und Erhebung des Lernstandes zu gewährleisten. Sollte sich dabei herausstellen, dass die Rechtschreibentwicklung eines Kindes verzögert ist, werden nötige Fördermaßnahmen eingeleitet.
Mithilfe des jeweiligen Testheftes und des dazugehörigen Auswertungsschemas erfolgen die qualitative Auswertungund die Ermittlung eines Strategieprofils für das betreffende Kind. Hiermit lässt sich der nächste Schwerpunkt für die weitere Förderung seiner Rechtschreibfähigkeit begründen.
Diagnosediktate bieten eine Möglichkeit zur qualitativen Textanalyse.
Es liegen 25 unterschiedliche Diktattexte mit relativ gleichbleibendem Schwierigkeitsgrad vor. Diese umfassen jeweils 50 Wörter und haben in den einzelnen Lernbereichen vergleichbar viele „Verschreibungsmöglichkeiten“.
Dies bietet die Möglichkeit, mehrmals im Verlauf eines Schuljahres unterschiedliche Diktattexte einzusetzen, die den Lernstand und den Lernfortschritt des jeweiligen Schülers zeigen. Verbindlich werden diese 2 mal im Schuljahr (Herbst und Frühjahr) eingesetzt. Für die Vorgehensweise gilt, dass nur ungeübte Texte die Rechtschreibkompetenz widerspiegeln und außerdem genügend Zeit zur Textkorrektur zur Verfügung gestellt werden sollte.
Nicht die Anzahl der falsch geschriebenen Wörter wird gezählt, sondern die Art der „Verschreibung“ wird in den Fokus genommen und Lernbereichen zugeordnet. Dadurch wird ein individuelles Rechtschreibprofil sichtbar.
Durch die Eingabe der Daten in ein entsprechendes Computerprogramm können Textauswertungstabellen und Diagramme erstellt werden. Diese geben Aufschluss über den gegenwärtigen Leistungsstand, den jeweiligen Lernverlauf und den Übungs- und Förderschwerpunkt.
Die Auswertung der Diagnosediktate ermöglicht eine qualitative Analyse nach Lernbereichen, zeigt eine große Transparenz der Rechtschreibentwicklung auf und dient als Grundlage zur Leistungsbewertung und Benotung in den einzelnen Klassenstufen.
Reagierend auf die zunehmende sprachlich-kulturelle Diversität überprüfen wir insbesondere, ob Rechtschreibauffälligkeiten eines mehrsprachig und interkulturell aufwachsenden Kindes im Zusammenhang mit ungünstigen Transferprozessen stehen.
[1] vgl. Hinweise und Materialien für einen systematischen Rechtschreibunterricht in der Primarstufe in NRW – Handreichung, S. 8